Der Hornsittich

Als Hornsittiche werden zwei Formen von Papageien bezeichnet: der eigentliche Hornsittich (Eunymphicus cornutus) und der Ouvéa-Hornsittich (E. uvaeensis). Während man beide bislang allgemein zu einer Art mit zwei Unterarten betrachtete, setzt sich langsam die Meinung durch, dass es sich um zwei eigenständige Arten handelt.

Während der Hornsittich bereits in guten Stückzahlen bei den europäischen Züchtern vertreten ist, gilt der Ouvéa-Hornsittich als große Rarität.

Färbung

Die Männchen der erstgenannten Spezies weisen ein grünes Grundgefieder auf, das auf der Körperunterseite gelblicher ist. Die Stirn und der vordere Teil des Scheitels sind rot. Typisch ist die schwarze Gesichtsmaske sowie die gelblichen Ohrdecken und Nackenfedern. Die troddelartige Haube besteht aus zwei schmalen, 7 cm bis 8 cm langen, schwarzen Federn mit roter Spitze. Manchmal gesellt sich noch eine dritte Feder hinzu, die dann allerdings höchstens halb so lang wird wie die beiden anderen. Der Flügelrand und die Schwungfedern sind violettblau, der Steiß ist gelb. Der Schnabel des Hornsittichs ist bläulich grau und verfärbt sich zur Spitze hin schwarz. Die Iris ist orangerot, die Läufe dunkelgrau.

Das Weibchen unterscheidet sich vom Männchen durch seine geringere Körpergröße. Darüber hinaus sind die Haubenfedern kleiner und kürzer und mehr nach oben gebogen (beim Männchen S-förmig). Die Geschlechter lassen sich anhand der Kopfform nicht so leicht unterscheiden wie bei den Laufsittichen (Cyanoramphus spp.), bei denen die Weibchen einen deutlich kleinere Kopf und einen kleineren Schnabel besitzen.

Die Jungvögel sind blasser gefärbt als die Adulten. Die Männchen sind bereits als Juvenile aufgrund des Schwarzanteil im Gesicht und des größeren Schnabels gut von den Weibchen zu unterscheiden. Die Ohrfedern der Jungvögel sind blassgrün, ihr Schnabel hornfarben und die Iris bräunlich.

Beim Ouvéa-Hornsittich zieht sich das Rot am Kopf höchstens bis zur Mitte des Vorderscheitels. Das Gesicht ist schwärzlich grün. Die Ohrfedern und die hinteren Nackenfedern sind grün. Die Haube wird von sechs grünen Federn gebildet, die stark nach hinten gebogen sind und keine rote Spitze aufweisen. Der Schnabel ist schwarz. Das Weibchen ist kleiner als das Männchen und weist zudem einen kleineren Kopf und Schnabel auf.

Spätestens an der Haube lassen sich beide Unterarten deutlich voneinander unterscheiden, aber auch Mischlinge zwischen beiden. Letztere weisen zwar ein dunkler wirkendes Kopfgefieder auf, aber an der breiten roten Stirnfärbung und an der langen Haube, die aus zwei bis drei Federn mit roter Spitze besteht, lassen sie sich als Hybriden erkennen.

Hornsittiche erreichen eine Gesamtlänge von 32 cm.

Haltung

Beide Unterarten stehen auf Anhang I der CITES, man benötigt daher für die Haltung und Zucht die Erlaubnis des Bundesamtes für Naturschutz. Der Kontaktruf der Hornsittiche klingt wie ko-kot… ko-kot…, bei Gefahr stoßen sie schrille Schreie aus, gehören ansonsten aber eher zu den ruhigen Papageien.

Hornsittiche hält man am besten in Volieren von 3 bis 4 m Länge, 1,5, m Breite und 2 m Höhe mit einem frostfreien Schutzhaus. Früher war man der Ansicht, dass das Schutzhaus beheizbar sein muss, mittlerweile geht man davon aus, das dies nicht nötig ist, da sich die Nachzuchtvögel exzellent an unser Klima angepasst haben.

Die meisten Züchter besitzen Volieren, in denen ein Teil Sandboden aufweist, der regelmäßig ausgewechselt werden muss. Hornsittiche verbringen viel Zeit am Boden mit Graben und Wühlen. Sie sind daher sehr anfällig für Wurminfektionen.

Der Nagetrieb ist bei den Hornsittichen nur schwach ausgebildet, trotzdem schätzen die Vögel es, wenn sie regelmäßig frische Zweige mit Blättern und Blüten oder Weidenkätzchen erhalten. Sie können sich stundenlang mit Herzenslust damit beschäftigen, die Knospen abzuknabbern und die junge Borke zu schälen.

Hornsittiche sind dämmerungsaktiv und an ihrem Verhalten und den hektischen Bewegungen erinnern sie an die Laufsittiche, mit denen sie auch eng verwandt sind.

Fütterung

Als Futter reicht man den Hornsittichen eine hochwertige Basis-Körnermischung aus verschiedenen Samen wie Gerste, Kardi, Buchweizen, Kanariensaat, verschiedenen Hirsesorten, geschältem Reis und wenigen Sonnenblumenkernen. In den Wintermonaten oder während der Brutzeit sollte man den Anteil der Sonnenblumenkerne erhöhen.

Neben dem Körnerfutter benötigen die Hornsittiche eine große Auswahl an Gemüse, Früchten, Beeren und Nüssen wie Apfel, Birne, Möhre, Banane, Kiwi, Rote Bete, Paprika, Gurke, Apfelsine, Hagebutten und Löwenzahn sowie Keimfutter.

Außerhalb der Zuchtsaison reicht der niederländische Züchter Jos Aertgeerts ihnen zwei- bis dreimal in der Woche eine Weichfuttermischung, die aus einem Gemisch von zwei verschiedenen Sorten Eifutter mit gemahlenem Brot, Bierhefe, Mineralien, Kuskus und geraspelter Möhre besteht. Während der Aufzucht erhalten die Paare dieses Futter täglich.

Eine Badegelegenheit sollte den Hornsittichen jederzeit zur Verfügung stehen, weiterhin eine Kalziumquelle (z.B. Sepiaschale), ein Jodstein und ein Gemisch aus drei Sorten Grit (z.B. Muschelkalk), der ihnen hilft, die Nahrung zu verdauen. Kolbenhirse, Insekten (vor allem Mehlkäferlarven) und Ameisenpuppen werden von den Hornsittiche gerne gefressen.

Brut

Als Nistgelegenheit schätzen Hornsittiche Naturstämme von 50 cm bis 80 cm Höhe mit einem Durchmesser von 25 cm. Das Einschlupfloch sollte ungefähr 7 cm breit sein. Aber auch selbst gebaute Nistkästen werden von den Vögeln akzeptiert. Es ist von Vorteil, den Paaren zwei Nistmöglichkeiten zur Auswahl anzubieten.

Hornsittiche werden mit zwei bis drei Jahren geschlechtsreif. In der Balz verbeugen sich Männchen und Weibchen voreinander und präsentieren dem Partner ihre Scheitelfedern.

Die Brutsaison reicht von November bis Juli. In dieser Zeit gelingen den Paaren nicht selten zwei Bruten. Das Weibchen legt drei bis fünf Eier, die 21 bis 22 Tage bebrütet werden. Die Jungen verbringen zwischen 35 bis 45 Tagen im Nistkasten. Es hat sich gezeigt, dass relativ viele Eltern die Jungen rupfen. Woran das liegt, lässt sich in vielen Fällen allerdings nur schwer sagen. In der Regel wachsen die Federn aber wieder gut nach.

Nach dem Ausfliegen werden die jungen Hornsittiche noch weitere vier Wochen von den Altvögeln gefüttert. Danach sind die selbständig und werden von ihren Eltern nicht mehr versorgt. Man muss als Züchter allerdings ein Auge auf die Männchen haben, weil diese manchmal ihre eigenen Jungen angreifen und - schreitet man nicht rechtzeitig ein - auch verletzen können.

Die Jungen werden mit 6-mm-Ringen gekennzeichnet.

Probleme durch Inzucht

In den Niederlanden besitzt der bereits zuvor erwähnte Jos Aertgeerts mehrere Paare Hornsittiche, die ihm sehr gute Zuchtergebnisse bescheren. Er hat viel Zeit und Mühe investiert, um absolut blutsfremde Paare zusammenzustellen. Leider stammen viele Vögel von wenigen Paare ab, so dass durch Inzuchteffekte bei vielen Züchter auch eine hohe Jungensterblichkeit zu beklagen ist. Bei blutsfremden Paare treten solche Probleme hingegen nicht auf. Jos Aertgeerts hat seine Paare aus verschiedenen europäischen Staaten erworben. Er kann heute stolz sein auf seine Zuchterfolge mit den Hornsittichen.