Vom Blutbauchsittich (Northiella haematogaster) werden vier Unterarten beschrieben:
der Gelbsteißsittich (N. h. haematogaster), der Rotsteißsittich (N. h. haematorrhous), der Blasse Gelbsteißsittich (N. h. pallescens) und der Narethasittich (N. h. narethae). Die Art wurde früher in die Gattung Psephotus gestellt.
Der Narethasittich ist die kleinste Unterart. Er unterscheidet sich deutlich von den übrigen Subspezies durch seinen gelben Bauch und die gelben Schenkel, denen jegliches Rot fehlt; bei ihm sind nur die Unterschwanzdecken rot. Die äußeren kleinen und mittleren Flügeldecken sind orangerot. Auf der Brust befinden sich einige weißliche Federchen. Der Narethasittich zählt zu den großen Raritäten in Menschenobhut und wird nur von einigen spezialisierten Züchtern gehalten. Die einander sehr ähnlichen Gelbsteißund
Rotsteißsittiche, beide haben einen roten Bauch und teilweise rot gefärbte Schenkel, lassen sich anhand folgender Merkmale gut unterscheiden: Bei den Rotsteißsittichen dehnt sich das Rot des Bauches bis auf die Unterschwanzdecken aus, und die inneren kleinen unddie mittleren Flügeldecken sind braunrot. Die Gelbsteißsittiche besitzen dagegen einen gelben Steiß und gelbe unterschwanzdecken, die inneren kleinen und die mittleren Flügeldecken sowie die inneren Armdecken sind olivfarben. Darüber hinaus sind die Gelbsteißsittiche größer als die Rotsteißsittiche.
Unter den Rotsteißsittichen treten immer wieder Exemplare auf, die besonders viel Rot auf Kopf, Rücken und Flügel besitzen. Bei manchen ist die gesamte Partie vom oberen Bauch bis zu den Unterschwanzdecken tiefrot ohne gelbe Federchen. In Australien werden diese Vögel als „High Red-vented Blue Bonnets“ bezeichnet, also als „Rotsteißsittiche mit extrem hohem Rotanteil in der Afterregion“. Bei ihnen fällt die Unterscheidung zu den Gelbsteißsittichen leicht. Bei den Züchtern in den Niederlanden findet man heutzutage erheblich mehr Rotsteißsittiche als Gelbsteißsittiche, vermutlich weil die Erstgenannten wesentlich kräftiger und bunter gefärbt
sind als die Vertreter der Nominatform. Diese ist im Laufe der Zeit in Menschenobhut immer seltener geworden. Viele Exemplare wurden mit Rotsteißsittichen gekreuzt, so dass es nicht leicht fällt, unterartenreine Gelbsteißsittiche zu finden.
Man sollte bei den vier Unterarten des Blutbauchssittichs unbedingt darauf achten, die Vögel unterartenrein zu züchten. Wenn man von „Unterartenreinheit“ spricht oder schreibt, gibt es immer zahlreiche Züchter, die über solche Gedanken nur lächeln. Die schwarzen Schafe“ unter ihnen rupfen ihren Vögeln gegebenenfalls die roten Federchen auf den Flügeln oder an Steiß und Unterschwanzdecken aus, damit ein potentieller Käufer nicht merkt, dass ihm kein unterartenreiner Sittich angeboten wird.
Da hilft dann nur ein kritischer Blick in das Zuchtbuch, oder man kauft seine Vögel grundsätzlich nur bei Züchtern, die einen guten Ruf genießen. Ich hoffe, dass es noch ausreichend ehrliche und vertrauenswürdige Züchter von Blutbauchsittichen gibt, die sich zu den oben genannten Manipulationen nicht verleiten lassen.
Männchen und Weibchen der Gelbsteißsittiche ähneln einander sehr, sind jedoch mit einiger Erfahrung anhand äußerer Merkmale zu unterscheiden. Die Weibchen sind allgemein matter gefärbt. Das Blau an Vorderkopf und Wangen ist weniger ausgedehnt und matter. Der Rotanteil auf dem Bauch ist generell etwas geringer als bei den Männchen. Im direkten Vergleich kann man darüber hinaus feststellen, dass die Männchen einen größeren Kopf und einen kräftigeren Schnabel besitzen. Die Männchen des Gelbsteißsittichs erreichen eine Körpermasse zwischen 88 g und 105 g, die Weibchen sind mit 74 g bis 84 g leichter. Die Gesamtlänge beträgt etwa 30 cm, damit ist die Nominatform die größte der vier Unterarten des Blutbauchsittichs.
Gelbsteißsittiche sollte man in Volieren von mindestens 3 m Länge unterbringen. Ein Schutzhaus, in das keine Feuchtigkeit eindringen kann, muss vorhanden sein. Die Vögel haben schon in Zuchtkäfigen von 1 m Länge, 0,5 m Breite und 60 bis 80 cm Höhe erfolgreich gebrütet, sie können ihre Gefiederpracht jedoch nur in einem geräumigen Gehege zeigen, in dem sie sich nach
Herzenslust bewegen können. Da Gelbsteißsittiche recht aggressiv auf Artgenossen reagieren können, empfiehlt sich die paarweise Unterbringung und die Verwendung von zwei Lagen Maschendraht in ausreichendem Abstand als Trenngitter zwischen den Volieren, um Beißereien zwischen den Nachbarvögeln zu verhindern. Aufgrund dieser Aggressivität darf man auch nicht in Erwägung ziehen, Gelbsteißsittiche mit Artgenossen oder anderen Vögeln zu vergesellschaften. Männchen und Weibchen
nehmen bei der geringsten Störung im Umfeld ihrer Voliere eine aufrechte Haltung ein und sträuben ihre Nackenfedern.
Dann bewegen die Partner abwechselnd ihren Kopf auf und nieder ein typisches Verhalten für die Art.
Ich reiche meinen Paaren eine selbst zusammengestellte Samenmischung aus reichlich Kanariensaat und verschiedenen Hirsesorten sowie wenig Sonnenblumenkernen. In der Aufzuchtzeit erhöhe ich die Menge an Sonnenblumenkernen und gebe darüber hinaus zweimal täglich Eifutter (außerhalb der Brutzeit nur einmal am Tag). Ich vermische drei verschiedene Eifuttersorten und füge
dem Ganzen noch gemahlenes Weißbrot und etwas Weichfutter mit tierischem Eiweiß hinzu. Meine Paare erhalten täglich vier Sorten Früchte und Gemüse. Die Gelbsteißsittiche fressen gerne Äpfel, Apfelsinen, Gurken, Paprika, Hagebutten, Möhren, Löwenzahn
und Wildgräser. Einmal wöchentlich erhalten sie Kolbenhirse. – Stets stehen Grit, Jodsteine und Sepiaschale zur Verfügung, um einer Mangelversorgung mit Kalzium und anderen Mineralien vorzubeugen.
Gelbsteißsittiche beginnen sehr zeitig, schon Mitte Januar oder im Februar, mit der Balz. In der Brutsaison reagieren manche Männchen überaus aggressiv auf ihre Weibchen; es mussten sogar schon Todesfälle verzeichnet werden. Von allen vier Unterarten des Blutbauchsittichs ist die Nominatform die aggressivste. In dieser Zeit sollte man daher ein wachsames Auge auf seine Paare halten, um bei eventuell auftretenden Schwierigkeiten rechtzeitig eingreifen zu können. Sehr aggressiven Männchen kann man notfalls einen Teil der Schwungfedern kürzen, damit sie ihre Weibchen nicht mehr so leicht durch die Voliere hetzen können.
Die Tiere brüten in hohlen Naturstämmen mit einem Innendurchmesser von etwa 20 cm oder in Nistkästen mit einer Grundfläche von ungefähr 18 cm x 18 cm und 40 cm Höhe. Als Nistmaterial verwende ich ein Gemisch aus Torf und Hobelspänen. Alle Stämme und Kästen müssen vor dem Einsatz gründlich desinfiziert werden. Entsprechende vogelfreundliche Reinigungssubstanzen kann man beim Tierarzt erwerben (z.B. Virkon S). Sie entfernen zuverlässig Viren, Bakterien und Schimmelpilze aus dem Holz und sind für die Sittiche völlig unschädlich. Gelbsteißsittiche vertragen, wie ihre Verwandten, keine Feuchtigkeit und sind in nasskalter Umgebung sehr anfällig für Infektionen.
Der Züchter sollte seine Weibchen in der Zeit der Eiablage regelmäßig auf Anzeichen von Legenot kontrollieren. Dieses Problem tritt bei der kalten Witterung, wie sie für Januar und Februar typisch ist, verstärkt auf. Zur Vorbeugung kann bereits ab Oktober bis nach Abschluss der Eiablage Weizenkeimöl und/oder Lebertran zum Futter gegeben werden. Man darf nicht glauben, dass das Problem
der Legenot nach der Ablage des ersten Eies nicht mehr auftreten kann: Die Weibchen können auch noch beim fünften Ei Schwierigkeiten bekommen. In der Regel umfasst ein Gelege fünf bis sechs Eieren
Anmerkungen zur Taxonomie der Blutbauchsittiche
Die Gattung Northiella wurde 1912 von Gregory Mathews beschrieben und der Blutbauchsittich mit seinen vier Unterarten aus der Gattung Psephotus gelöst. Mathews’ Vorschlag fand jedoch in den späteren Abhandlungen zur Systematik der australischen Papageien kaum Berücksichtigung. Die Gattung Northiella wurde bestenfalls als Untergattung von Psephotus berücksichtigt. Biochemische Untersuchungen am Ende des 20. Jahrhunderts unterstützten jedoch die Abtrennung dieser monotypischen Gattung, da sie offensichtlich Barnardius und Platycercus näher steht als Psephotus. Aufgrund dieser Studien haben namhafte Taxonomen
wie Richard Schodde (1997), Nigel Collar (1997) und Joseph Forshaw (2002) sich für die Wiedereinsetzung des Namens Northiella entschieden, wohl wissend, dass auf diesem Gebiet noch Klärungsbedarf besteht. In der Zeitschrift PAPAGEIEN werden wir die Vertreter des Blutbauchsittichs (Gelbsteißsittich, Rotsteißsittich, Blasser Gelbsteißsittich und Narethasittich) in Zukunft der Art „Northiella haematogaster“ zuordnen.